>> Wenn man da auf Deutsch oder Englisch jemanden was gefragt hat, dann haben die dich einfach stehen lassen _
Kann ich etwas nachvollziehen Guppy. Wennde inner Innenstadt wie Paris lebst und/oder arbeitest wirste wahrscheinlich dauernd von irgendwelchen Leuten in unverständlichen Sprachen angesprochen. Und das kann einem ganz schön auf den Geist gehen.
Ging mir in meiner Zeit in Amsterdam irgendwann ähnlich, nur, dass ich die meisten die mich ansprachen verstanden hab. Hab da ja auch direkt in der Nähe zum Rotlichtviertel, also in der Innenstadt gewohnt und dort ist im Sommer jeder zweite auf der Strasse ein Touri. Mir sind im Amsterdam leider auch immer die Deutschen am meisten unangenehm aufgefallen. Entweder sie (natürlich nicht alle) schrien aus 10 Metern Entfernung "Äh, wo issen der Bahnhof?" oder sie haben mich mal schlichtweg am Arm festgehalten, um auf sich aufmerksam zu machen: "Wo sind denn hier die Mädels?" Und keiner hat sich gewundert, wie gut ich als "Holländer" doch eigentlich Deutsch sprach. Für die war es wahrscheinlich selbstverständlich, dass die meisten Holländer mehrere Sprachen zumindest halbwegs verstehen und sprechen. Es ist wirklich so, wenn jemand irgendwo in einem fremden Land die Menschen "von der Seite her" anmacht, dann sind das meist Deutsche und Engländer. Entsprechend sind dann auch oft die Vorurteile. Je weiter man in Europa nach Süden kommt, desto mehr Fingerspitzengefühl haben die Menschen für Situationen wie diese. Die Nordländer legen meist los, ohne auch nur vorher mal nachzufragen, ob man sie überhaupt versteht. Ganz schlimm sind da die Engländer und auch die Amis, die vielfach nicht ein einziges Wort einer Fremdsprache beherrschen und im Ausland oft eine gewisse Arroganz an den Tag legen, wenn sie auf jemanden treffen, der ihre "Weltsprache" Englisch nicht spricht oder nicht sprechen will. Wenn mich hier einer sofort mit einer Frage in Englisch oder Deutsch überfällt, kriegt er von mir meist auch keine vernünftige Antwort mehr. Was anderes ist es, wenn die erste Frage lautet: Entschuldigung, sind Sie vielleicht Deutscher?
Ich habe daraus schon vor langer Zeit gelernt, dass ich, wenn ich in ein fremdes Land gehe zumindest mal einige Grundbegriffe kennen sollte. Die üblichen Begrüssungsformeln der Sprache, Sätze wie: "Entschuldigen Sie bitte, ich spreche nicht Ihre Sprache, sprechen Sie vielleicht.....?", "Ich habe eine Frage" oder "Entschuldigen Sie, ich suche...."
Jo, und die Franzosen sind da halt etwas eigen. Die öffnen sich meist schnell, wenn man richtig auf sie zugeht und sie erkennen, dass das Gegenüber zwar will, aber nicht kann. Und klar, man kann immer mal an einen Idioten geraten, die sind dort genauso häugig vertreten wie anderswo. Ich bin ja Halbfranzose und kann das etwas beurteilen, mein Französich ist jedoch nicht so doll, mein Akzent nicht zu überhören. Mir ist es aber auch schonmal in Norbonne, was ja auch noch Katalunien ist, obwohl hoheitlich Frankreich, passiert, dass ich mit einem Deutschen der in Spanien gelebt und gearbeitet hat und seinem lediglich spanischsprechenden Koch am sehr frühen Abend in ein noch fast leeres Restaurant eingekehrt bin. Wir haben uns in eine stille hintere Ecke platziert. Jupp, der deutsche Spanier hat mit dem Wirt Katalan gesprochen, untereinander haben wir uns zunächst in Spanisch unterhalten. Der Wirt war sehr zuvorkommend, hat sofort kleine Leckereien gebracht, ne Flasche roten Hauswein auf den Tisch gestellt. Wunderbar alles, bis zu dem Zeitpunkt, als er am Tisch verbeikamm und hörte, wie ich mich mit Jupp in Deutsch unterhielt. Da hat der sofort alles abgeräumt, das Tischtuch mitgenommen und das Licht ausgemacht. Wir sassen im Dunkeln und konnten das Lokal mit leerem Magen verlassen.
Ein anderes Mal war ich am 14 Juni, dem Nationalfeiertag der Franzosen, mit dem Auto, deutsches Kennzeichen, auf der Route du soleil in Richtung Norden unterwegs, auf Winterreifen und viel zu schnell. So auf der Höhe von Orange fing es an zu ruppeln, alle vier Reifen hatten Blasen. Also runter von der Autobahn, rein nach Orange. Alles, bis auf die Kneipen, war natürlich geschlossen, alles war am Feiern. Und trotzdem, es fanden sich ganz schnell viele hilfreiche Franzosen, von denen jeder versuchte seinen Reifenhändler zu erreichen und dazu zu überreden, doch mal ausnahmsweise die Werkstore für ne Stunde für zwei "verunglückte" Deutsche zu öffnen. Und es fand sich auch relativ schnell einer am anderen Ende der Stadt, der die benötigten Reifen auf Lager hatte. Weil es quer durch die Stadt gehen musste ist dann ein Päärschen mit seinem Wagen vorgefahren und hat gelotst. Die Reifen wurden zu normalen werktäglichen Preisen gewechselt und zum Essen hat uns das Päärchen auf noch eingeladen. Ich hab mich nach dem Essen mit nem guten Roten revanchiert und wir konnten wieder auf die Autobahn.
Wer also mal bei Orange vorbeikommt: Ruhig mal rausfahren. Das ist dort, wo sich die Route du soleil teilt. Nach rechts gehts in Ri Spanien, nach links an die Cote. Es lohnt sich rauszufahren. Is ein schönes Städtchen mit schöner alter Architektur und netten herzlichen Menschen, guter ländlich herzhafter Küche und guten preiswerten Rotweinen aus der Gegend.
Und was Dir auf der Party passiert ist Guppy, kann einem eigentlich überall passieren, nämlich dann, wenn man z. B. eine Einladung wahrnimmt, die eigentlich nicht so wirklich erst gemeint war und von der angenommen wurde, dass sie auch lediglich als Höflichkeitsfloskel zu verstehen ist.
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Und fast vergessen: Hallo Neuer. Willkommen. Haste Dich schon etwas eingelebt? Gabs schon was zu schlucken?