Für mich ist das schon lange eine Farce, allein schon deswegen, weil das Gericht dieser Zschäpe mittlerweile auf Staatskosten vier Pflichtverteidiger zugebilligt hat. Aber egal, der heutige Tag zeigt was, was mir bis heute nicht klar war und was mir bis heute auch durch die Presse nicht vermittelt werden konnte: Das Gericht hat nach mehr als 200 Verhandlungstagen anscheinend keinen einzigen schlüssigen, direkten Beweis gegen diese Zschäpe in der Hand, wahrscheinlich nicht mal Indizien aufgrund derer Rückschlüsse gezogen werden könnten. Das geht eindeutig aus dem Aufbau der "Aussage" hervor, die heute verlesen wurde. Ob das nun glaubhaft oder unglaubhaft ist, woran sich jetzt viele Prozessbeobachter reiben, ist für die rechtliche Wertung zunächst mal völlig unerheblich. Wichtig ist nur, dass es wahr sein könnte. Und solange das Gericht nicht widerlegen kann, dass es nicht wahr sein kann, hat das Gericht ein Problem welches da lautet: Im Zweifel für den Angeklagten. Insofern ist auch das zunächst mal Quatsch, wenn die Presse schreibt es ginge hier um den Versuch Strafmilderung rauszuschinden.
Nach Ihrer heutigen "Aussage" ist es zweifelhaft, ob sich eine Strafbarkeit überhaupt nachweisen und begründen lässt. Mitwisserschaft begründet grundsätzlich zunächst mal keine Strafbarkeit. Was hier als "Zschäpe bricht ihr Schweigen" bezeichnet wird ist eine alte Strafverteidigertaktik: Erst mal nichts sagen, schauen was die Anklage so in der Hand hat und dann eine Aussage danach ausrichten, das zugestehen was sich nicht bestreiten lässt.
Die Richter in diesem Verfahren sind wahrlich nicht zu beneiden, weil natürlich alle Welt eine Verurteilung zur Höchststrafe erwartet, woran die Presse mal wieder nicht ganz unschuldig ist, wie auch die heutigen Kommentare wieder zeigen.