Redtube > Schwachsinnige Abmahnungen

Darf sich eigentlich jeder Frischlingsanwalt den Zusatz "Spezialist für Internetrecht" aufs Schild malen?
Gestern hab ich hier einen gesucht, der jünger als mein Lieblingsmantel war und weniger Dunst von Internet hatte, als besagter Mantel.

Ich wollte Baltnetas noch mal nachtreten, fragte bei dem an, erklärte ein wenig wg. Servern, Domains blafasel und er meinte: "Baltnetas? Sind das die mit den Telefonen?"
Das ist so, als ob ich in DE zu nem Fach-Anwalt für Internetrecht gehe und er fragen würde: "1&1? Sind das die mit den Telefonen?
:wall:

In de müssen se sonne Art "Stundenzettel" für die Teilnahme anner Fachvorlesung / Seminar nachweisen, ich mein 10 - 20 Std. (?), wenn se sich Spezialist für Dingsmehrbums nennen wollen. Is aber derart lachhaft, da kriegste nichtmal die Basics vermittelt, also "Was ist das Internet?" und "Wie kommt man da rein?" und das wars dann mehr oder minder auch schon.

Zitat von Margin;51311

In de müssen se sonne Art "Stundenzettel" für die Teilnahme anner Fachvorlesung / Seminar nachweisen, ich mein 10 - 20 Std. (?), wenn se sich Spezialist für Dingsmehrbums nennen wollen

Echt jetzt? Jeder Bausparkassenvertreter muss eine einjährige Schulung mit Prüfung durchziehen um sich Bausparfachmann nennen zu dürfen.

Kann auch sein, dass mein Kopf da in der Erinnerung eine Übertreibung abgespeichert hat - subjektives Empfinden halt. War jedenfalls derart "billig", dass ich fast lang niedergeschlagen wär, vor Entsetzen.

10-20h Seminar?
Also ein gemütlicher Einführungsvormittag, an dem der Leiter unwitzige Annekdötchen erzählt, gefolgt von einem 2h Mittagessen mit allg. Umtrunk und dann werden die Unterlagen verteilt und dann wird PowerPoint angeworfen.

Am Folgetag wird es auch so ablaufen, nur das da schon früher Schlußgemacht wird und dafür wird dann abends richtig gesoffen.

Ganz so in etwa. Mein voriger Anwalt, den inzwischen meine neue Anwältin abgelöst hat, weil ihm Fälle unter 1.000,- Tacken zu unergiebig waren, hat da gerne ein wenig aus der Schule geplaudert. Er durfte sich ganz offiziell und voller Stolz Fachanwalt für Internet-schieß-mich-tot nennen.

Klingt eher nach Hamburg Schlammheimer

Ich kenne das halt noch aus meiner Zeit in HH. Da war ich ein paarmal bei "Seminaren" der HK.
Bei einem Seminar gings um Zollrecht, EU-Import und son Scheiss. Da sassen auch ein paar Anwälte dabei. Das waren auch die, die sich schon ihre eigenen Namensschilder mitbrachten mit dem Kanzlei-Logo und dem DR.-Titel ganz groß drauf.
Das waren auch die, die sofort fragten, wo ich denn studiert hätte und welche Abschlüße ich denn hätte^^
Die hatten es auch nicht nötig, ihre Handys auszustellen und rannten alle 10 Minuten ganz geschäftigt auf den Flur raus.

Die ganze 3-Tages-Veranstaltung sollte 18-20h umfassen und kostete so um die 2.700 DEM (zzgl. UST). Material inklusive.

Gemacht wurde:
3 PowerPoint-Shows á 2-3h. Und nen Stapel schlechte Fotokopien von Fachliteratur abgeheftet in ein HK-Ringbuch.
Das wars.

Der Seminarleiter hatte ungefähr genauso viel Ahnung von der Materie wie ich, wenn ich mich 2 Tage im Internet schlau gemacht hätte. Auf Nachfragen gabs nur: Das müssen sie schon selbst recherchieren. Ich muß meinem Plan folgen und Zwischenfragen können sie am Ende der Veranstaltung stellen.
Aber da war dann der gemeinsame "Chillout" an der Bar wichtiger.
Aber immerhin gabs ein wichtig aussehendes Zertifikat von der HK Hamburg.

Zitat von cura;51324

Wie das halt in allen Bereichen so ist, wo gefordert, aber nicht kontrolliert wird.

*** Link veraltet ***

Naja auf der Liste steht auch Informationstechnologierecht, das kommt dem aber schon recht nahe und da lässt sich das Internetrecht auch reininterpretieren ohne sich zu sehr verbiegen zu müssen.
Allerdings lese ich bei den Anwälten auch nie Fachanwalt, sondern meist Tätigkeitsschwerpunkte vor dem Internetrecht.

Also hier heisst das "Teknolokija Internetas". Übersetzung dürfte klar ein. Aber so darf sich hier eigentlich jeder aufs Firmenschild pinseln, wen ihm danach ist, da das keine Qualifikation erfordert (wie ich heute rausgefunden habe bei meiner kelinen Recherche)
Das ist ungefähr genauso aussagekräftig wie... "Fachanwalt für eingewachsene Zehennägel".

Zitat von cura;51327

Und genau deswegen liesst Du immer nur von Tätigkeitsschwerpunkt, Guppy, wenn es um Internetrecht geht, denn genaugenommen gibt es kein Tätigkeitsgebiet Internetrecht, weil dieses "Internetrecht" so ziemlich alles umfasst, was es so querbeet an Rechtsgebieten gibt. Von A wie Arbeitsrecht bis V wie Vertragsrecht.

Vor einiger Zeit habe ich mich mit so einem "Tätigkeitsschwerpunktsrechtsanwalt" recht lange und auch nett unterhalten. Der schreibt hier in der Tagespresse immer über aktuelle Urteile. Sogar ganz vernünftige Beiträge, übersetzt das Gerichtsdeutsch für Otto Normalverbraucher - gefällt mir ganz gut. Aber wenn es denn mal tiefer ging, IP, Provider, Server, V-Server hat er auch nur noch geblafaselt, dass ich merkte er versteht nur noch Bahnhof. Darauf angesprochen sagte er, den eigentlich nicht falschen Satz, wenn es soweit ist, dass ich es brauche, dann werde ich mich damit befassen. Fand ich ganz ok - mach ich in meinem Bereich ja nicht anders.

Jawollja Guppy, genau das wars, was mein Hirn nicht ausspucken wollte und ich behelfsweise als "Fachanwalt für Internet-schieß-mich-tot" genannt habe. Hab nun auf der HP nachgeschaut: Fachanwalt für IT-Recht. Hätte ich auch mal eher drauf kommen können. Er füllt diesen Oberbegriff allerdings dennoch mit detaillierten Schwerpunkten.

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Ja Cura, war Malte Landwehr: *** Link veraltet ***
Aber die Masche ist doch so alt, der Hut hat längst Moos angesetzt.