Jo, wenn es nach mir ginge könnte die gesamte Presse mal ne Pause zum Thema Griechenland einlegen, die Thesen werden immer abstruser und kruder. Das Problem sind dabei weniger die Retortenbeiträge, die dann bei verschiedenen Publikationen auftauchen, sondern eher die Überlegungen in den Redaktionen: "Was können wir noch zu dem Thema bringen, was wir dann exklusiv haben. Und dann kommt so ein Unsinn heraus, wie ihn z. B. auch ein Sven Felix Kellerhoff von der Welt produziert, veröffentlicht heute auch auf N24.
Nachdem nun wirklich von fast keinem mehr angezweifelt wird, dass dieser Kredit von 476 Millionen RM besteht und dass da auch ein Anspruch auf Rückzahlung bestehen könnte, kommt dieser Kellerhof nun mit der neuesten, weltbewegenden Erkenntnis, dass es diesen Kredit und somit einen Rückzahlungsanspruch gar nicht gibt und behauptet: "Bei den 476 Millionen Reichsmark handelt es sich nicht um eine konkrete Anleihe, sondern um eine rechnerische Restschuld aus Besatzungskosten", wobei er jedoch offen lässt, was denn konkret unter einer "nicht konkreten Anleihe" verstanden werden könnte.
Ja, nee, is klar was er damit sagen will: "Wenn die Nationalbank eines Staates gezwungen wird für Kost und Logie von Besetzern aufzukommen, entsteht daraus kein Rückzahlungsanspruch, weil das Geld ja im Lande geblieben ist."
So oder so ähnlich.
Es kommt jetzt auch ne völlig neue Variante in Gespräch, der Schulder soll einseitig bestimmen dürfen, wie er den Gläubiger befriedigt und wie dessen Geld verwendet werden soll: Hier in Form von zweckbestimmten Stiftungen. Gut, wäre ja in Ordnung, wenn damit die Diskussion ein für alle mal aus der Welt wäre. Aber bevor man sowas hinausposaunt sollte doch vielleicht mal vorher beim Gläubiger nachgefragt werden, ob für ihn eine solche Erledigung des Streits infrage käme.
Und ansonsten geht alles weiter wie gehabt: Dieser Tsipras legt dem griechischen Parlament einen Gesetzesentwurf vor, mit dem den Ärmsten der Armen schnellstens geholfen werden soll, wobei es um läppische 200 Millionen geht und erzürnt damit wieder die Technokraten der Troika. Nee, nee, um Gotteswillen, sie würden sich ja nie in die Gesetzgebung eines souveränen Staates einmischen, aber wenn diese Gesetze mit Ausgaben verbunden sind (und das sind sie fast immer) wollen sie vorher doch bitteschön gefragt werden. Kleinlich, sowas gleich als Einmischung, Gängelung zu sehen. Geschieht ja schliesslich alles zum Wohl der Griechen.